Was macht einen Mann zum Mann? Was ist echte Männlichkeit? Welche Eigenschaften machen einen Mann männlich?
Diese Fragen werden viel diskutiert. Und viele versuchen, Lösungsansätze für die Eigenschaften wahrer Männlichkeit anzubieten. Dennoch habe ich bis heute trotz regem Interesse an diesem Thema noch keine ganzheitlichere Sichtweise zum Thema Männlichkeit gefunden, als die, die ich dir im Folgendem vorstellen werde.
Denn aus meiner Sicht kann es zur gelebten Männlichkeit keine pauschale Antwort geben. Das ist nämlich genau der Fehler, den nahezu alle machen, die diese Frage beantworten wollen.
„Als richtiger Mann solltest du xyz” ist viel zu kurz gedacht.
Das ist wie die Frage nach dem ultimativen Witz, den alle witzig finden. Erzählst du einen Witz, finden einige diesen lustig. Andere finden diesen wiederum saudoof. So ist das nun mal.
Bei der Frage nach männlichen Eigenschaften, also was einen Mann zum Mann macht, kommt es auf die Situation und den Kontext an!
Und um in vielen Situationen und Kontexten männlich zu sein und deine Männlichkeit selbstbestimmt leben zu können, kommt es sowohl auf Authentizität als auch auf Handlungsflexibilität an. Was genau ich damit meine und wie es dir hilft, ein echter Mann zu sein, erfährst du in diesem Artikel.
Lange Zeit haben sich heteronormative Stereotypen über Männlichkeit gehalten. Und je nach kulturellem und sozialem Kontext halten sie sich heute noch:
„Als wahrer Mann musst du stark sein.”
„Männliche Eigenschaften sind: Eine ausgeprägte Muskulatur, eine tiefe Stimme, breite Schultern und markante Gesichtszüge.”
„Echte Männlichkeit beinhaltet Kraft, Härte und Durchsetzungsfähigkeit.”
Historisch und kulturell bedingt werden
den Eigenschaften der traditionellen Maskulinität zugeschrieben.
Die Antworten auf die Frage nach männlichen Eigenschaften variieren je nach Person, die man fragt. Und es ist auch nicht zu verübeln. Denn Stereotype machen das Leben einfacher. Sie sind oft bildhaft und einprägsam und vereinfachen unsere komplexe Welt.
Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass gerne plakativ damit gearbeitet wird. Wenn von „Machos” und „Softies” die Rede ist, weiß jeder, was gemeint ist.
In Dutzenden Artikeln ist von „modernen Männern” und „Männern mit traditionellen Wertvorstellungen” die Rede. Als ob Mann sich für eine Seite entscheiden müsste. In Beiträgen wie „Machos sind out, Softies nicht in – Wie soll Mann denn jetzt sein?” wird viel diskutiert. Und mit Phrasen wie „Geschlechterrollen", „Rollenverteilung", „Rollenbild" sowie „Vorbild” umhergeworfen.
Die Verwendung von Etiketten, hinter denen man sich versteckt, scheint derzeit die einzige Sicherheit zu bieten. Ein verzweifelter Versuch, Maskulinität und Männlichkeit zu definieren. Oder zumindest einzugrenzen.
Aber was ist nun männlich?
Was ist ein „männlicher Mann”? So viele Fragen und so wenige befriedigende Antworten …
Der westlichen Welt ist spätestens seit dem dritten Emanzipationsschub klar, dass Frauen auch wunderbar alleine zurechtkommen. Und heutzutage befinden wir uns bereits in der vierten Welle des Feminismus.
Vom Mann als „Ernährer” will heute (fast) keine moderne Frau mehr abhängig sein. Keine Frau möchte von einem „Frauenversteher” zugequatscht oder von einem „Macho” angebaggert werden.
Der Mann von heute ist aus Frauensicht austauschbar und geradezu optional. Der „Traummann” aus Sicht vieler Frauen dagegen vereint diverse Eigenschaften: Er ist selbstbewusst, selbstbestimmt und zielstrebig. Er hat eine starke Schulter zum Anlehnen, weiß wie man Dinge richtig anpackt und Frauen richtig nimmt. Und er hat Humor, ist charmant, einfühlsam und wortgewandt. Um nur einige begehrte Eigenschaften der Männlichkeit zu nennen.
Doch ein fader Beigeschmack bleibt – denn von diesem Typ Mann, dem Alleskönner, gibt es nicht viele. Die „Standards” sind sehr hoch und deshalb sind heutzutage auch so viele Frauen lieber alleine und frustriert „unabhängig”.
Frauen beklagen eine verweichlichte Männerwelt. Bzw. sind die verfügbaren Männer „nicht gut genug”.
Männer leiden unter Identifikationsverlust und finden ihre „Rolle” nicht.
Die „Geschlechterrollen sind durcheinander geraten” heißt es in Artikeln wie „Der Mann von heute”. Es wird dafür verantwortlich gemacht, dass es an männlichen Vorbildern mangelt, die es wert sind, nachgeahmt zu werden.
Es herrscht Orientierungslosigkeit darüber, was einen Mann zum Mann macht – bei beiden Geschlechtern! Das ist auch nicht verwunderlich. Denn beiden Geschlechtern ist klar, wie Mann nicht sein sollte. Ein Selbstbild darüber zu entwickeln, was man alles nicht will, kann natürlich nicht funktionieren. Zu schwammig bleibt die Frage nach Alternativen.
Wie ich im Artikel über sinnvolle definierte Ziele beschrieben habe, ist ein Vermeidungsziel wie „Ich möchte nicht als Weichei wahrgenommen werden.” kein sinnvoll formuliertes Ziel. Denn die Frage „Was möchtest du stattdessen?” bleibt unbeantwortet.
Verschärft wird die Problematik der Orientierungslosigkeit noch durch Dynamiken in unserer Gesellschaft, die ich geradezu als toxisch wahrnehme.
Frauen kommen alleine klar. Haben wir verstanden. Darüber hinaus gibt es viele Bewegungen gegen das Patriarchat, was einst Frauen strukturell benachteiligt hat. Auch gut. Selbstbestimmung, Chancengleichheit, gerechte Bezahlung und Augenhöhe sind erstrebenswerte Ziele.
Jedoch kommt es bei vielen Frauen geradezu zu einer Überkompensation des kollektiven, weiblichen Schmerzkörpers, der in einer Abwertung und Ablehnung von Männlichkeit und männlichen Eigenschaften mündet. Es kommt zu einer Anfeindung von Männlichkeit, die jenseits von Gut und Böse ist.
Männer werden abgewertet und beschämt. Und basierend auf der weiblichen Unterverantwortlichkeit werden interessanterweise die Männer als „toxisch” beschimpft. Nur, weil sie beispielsweise Grenzen aufzeigen und ihren Standpunkt halten. Es wird nicht mehr sachlich unterschieden, was ein gutes, rationales Argument ist, sondern mit diversen Zuschreibungen und Projektionen gleich gegen den Mann als Ganzes gefeuert.
Erst in meiner letzten Beziehung habe ich hautnahe miterlebt, wie unfähig einige Frauen geworden sind, auf Augenhöhe zu debattieren und partnerschaftlich zu agieren. Weil die Angst, vom Mann „dominiert” zu werden, so groß ist. Gleichzeitig werden selbst gezeigte, völlig unangemessene Verhaltensweisen beschönigt oder aufgrund von narzisstischen Filtern gar nicht mehr wahrgenommen. Die „Schuld” wird völlig unreflektiert stets beim Mann verortet.
Gesunde, männliche Eigenschaften werden oftmals abgelehnt. Und das erzeugt noch mehr Irritation beim Mann. Versuch hier mal, Stellung zu beziehen und beispielsweise eine Frau mit objektiven Argumenten auf ihre subjektive, völlig irrationale Zauberwelt hinzuweisen. Du wirst sofort als „Chauvinist”, „Frauenhasser” oder ähnlich deklariert. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Männer keine Lust mehr haben auf diesen „Geschlechterkampf”.
Halten wir schon mal fest: Nach Außen brauchen wir für die Beantwortung der Frage „Was macht Männlichkeit aus?” nicht zu schauen. Die verschiedenen Perspektiven auf männliche Eigenschaften und Stereotypen sind wenig hilfreich, teilweise sogar hochgradig destruktiv. Was ich dir empfehle ist, stereotype Vorstellungen zu überwinden und eine individuelle, flexible Definition von Männlichkeit zu entwickeln. Das geht in zwei Schritten:
Dein Lösungsweg daraus ist im ersten Schritt, dein eigenes, männliches Ich-Ideal zu definieren. Und zwar fernab davon, was du glaubst, die Gesellschaft von dir erwartet oder Frauen dir erzählen, wie Mann zu sein hat.
Beantworte für dich die Frage: Was bedeutet Männlichkeit für DICH?
Reflektiere über diese Frage und mach dir eine Liste von Eigenschaften und Verhaltensweisen, die du für erstrebenswert hältst und für dich etablieren willst!
Damit hast du schon mal eine eigene Vorstellung von authentischer Männlichkeit. Darüber hinaus hast du im Gegensatz zu dem oben beschriebenen Vermeidungsziel (Wie soll Mann nicht sein) ein Annäherungsziel definiert. Und damit Klarheit darüber, was genau du unter Männlichkeit verstehst.
Darüber hinaus, hat meiner Meinung nach ein echter Mann fernab von all den oben genannten Etiketten wie „Macho”, „Gentleman”, „Weichei” etc. Handlungsflexibilität.
Das bedeutet, dass zu jeder Charaktereigenschaft auch der passende Gegenpol existiert! Erst wenn du über gegensätzliche Verhaltensalternativen verfügst, wirst du flexibel reagieren und dein eigenes Verhalten situationsangemessen dosieren können.
Anschaulich lässt sich das anhand des Selbstentwicklungsquadrats aus dem Buch „Coaching: Miteinander Ziele erreichen“ (Amazon Link) von Maren Fischer-Epe erklären.
Laut dem Selbstentwicklungsquadrat existiert in jeder (!) Eigenschaft eine Stärke. Sowie jeweils ein Gegenpol. Die folgende Grafik werde ich dir anhand eines Beispiels zur Männlichkeit erklären:
Damit das Ganze nicht zu abstrakt ist, hier ein Beispiel: Erinnerst du dich noch an Silvester 2015/2016? An die sexuellen Übergriffe und Belästigungen, die in Köln stattgefunden haben?
Der mediale Aufschrei in Artikeln wie „Männlichkeit in der Krise” war groß. Von „verweichlichten Männern”, „Weicheiern” sowie „Männer, die ihre Frauen nicht zu beschützen wissen” war die Rede.
Lass uns das mal mit dem eben beschriebenen Tool des Selbstentwicklungsquadrats analysieren.
Als Erstes nimmst du dir eine Eigenschaft bzw. einen „Stolperstein” (oben rechts in der Grafik) vor und betrachtest diesen:
Nun schauen wir uns die Gegenseite an. Was wäre das genaue Gegenteil eines „Weicheis”?
Somit haben wir jetzt wie komplementäre männliche Charaktereigenschaften aufgespannt. Und gleichzeitig zu jeder auch den konstruktiven Kern identifiziert:
Dieses Modell kannst du auf jede Eigenschaft anwenden!
Nehmen wir mal an, du bekommst das Feedback, du bist zu geizig (Stolperstein). Dann liegt darin die Qualität, dass du beispielsweise ökonomisch mit deinem Geld umgehst, also sparsam bist (Stärke).
Das Gegenteil eines sparsamen Menschen ist jemand, der sein Geld verschwenderisch zum Fenster rauswirft (Allergie aus Sicht des Sparsamen). Aber auch hier liegt eine Qualität, wie beispielsweise den Moment zu genießen, sich mal was zu gönnen etc.
Echte Männlichkeit erreichst du nun durch Handlungsflexibilität: Wenn du beide Facetten bestimmter Eigenschaften in deinem Verhaltensrepertoire integrierst. Was dem Haudegen an Besonnenheit fehlt, fehlt dem Weichei an Durchsetzungsstärke zum Schützen seiner Grenzen.
Genauso ist nur das Vorherrschen von Extremen nicht ausreichend: In jeder Situation stets besonnen zu handeln ist ebenso wenig zielführend, wie in jeder Situation stets impulsiv zu agieren!
Es geht nicht um ein „entweder ... oder”. Sondern um ein „sowohl ... als auch”! Dieser Zusammenhang gilt für alle deine Charaktereigenschaften!
Verabschiede dich von „Ich bin eben so!” Das ist Bullshit. Du bist nicht so, sondern du entscheidest dich dazu, so zu handeln. Du kannst dich aber jederzeit in bestimmten Situationen auch entscheiden, anders zu handeln!
Damit du aber echte Entscheidungsfreiheit hast, braucht es Folgendes: Zu jeder Eigenschaft, die du als „negativ” oder „zu viel” wahrnimmst, gilt es den gesunden Gegenpol zu entwickeln!
Du kannst ein „netter” Kerl, rhetorisch versiert und einfühlsam sein. Und dich dennoch zu verteidigen wissen, wenn es die Situation erfordert!
Versteh mich bitte nicht falsch! Ich arbeite selbst als Kommunikationstrainer, glaube an die gewaltfreie Kommunikation und denke, dass eine gewaltvolle Auseinandersetzung in den seltensten Fällen sinnvoll ist (klicke hier, um mehr über mich zu erfahren). Falls jedoch meine Begleitung sexuell belästigt werden sollte, hört es bei mir mit der Diplomatie auf. Hier braucht es also die Fertigkeit „Schützen von Grenzen”, was beispielsweise eine Konfliktbereitschaft beinhaltet.
Mein Beispiel mit den sexuellen Übergriffen ist zugegebenermaßen etwas extrem. Es soll dir jedoch Folgendes verdeutlichen: Als echter Mann bist du aus meiner Sicht nur flexibel in deinem Tun und Denken, wenn du die komplette Bandbreite ausschöpfst:
Hier, wo viele Schubladendenken an den Tag legen, sehe ich Integrationspotential ohne Widersprüche. Es geht nicht darum, sich mit bestimmten Facetten seiner Persönlichkeit zu identifizieren und das Ego dadurch anzufüttern. Sondern einfach darum, verschiedene – auch komplementäre! – Eigenschaften in seiner Männlichkeit zu integrieren. Fern ab von Softie-Schubladen oder Macho-Gehabe.
Erst in dem Moment, in dem dir für eine deiner Verhaltensweisen keine ergänzende Alternative zur Verfügung steht, schlägt deine Eigenschaft ins Negative um. Nur wenn beide Seiten der Medaille ausgeprägt sind, bist du wirklich handlungsfähig! Und in jeder Situation handlungsfähig zu sein ist, was meiner Meinung nach echte Männlichkeit ausmacht.
Damit ist die Diskussion nach männlichen Eigenschaften und über „Machos” und „Softies” auch hinfällig. Denn es geht nicht um die richtige oder falsche Art, ein Mann zu sein. Sondern darum, beide Seiten des Kontinuums sinnvoll miteinander zu verbinden. Das ist wahre Männlichkeit!
Und ganz nebenbei wirst du so zu dem „Alleskönner”, den die Frauen so begehren ;)
Um als Mann zu reifen, empfehle ich dir die folgenden drei Tipps zum Ausbau der Eigenschaften deiner Männlichkeit:
Solltest du darüber hinaus deine Männlichkeit ausbauen wollen, so könnte mein Coaching Angebot das Richtige für dich sein! Mit speziellen Coaching-Tools und auf dich individuell zugeschnittener Beratung können wir deine persönlichen Baustellen – in allen Lebensbereichen – bearbeiten. Wir werden deine männlichen Eigenschaften ausbauen sowie deine limitierenden Glaubenssätze identifizieren und durch hilfreiche ersetzen. Und dich so zu dem selbstbestimmten und männlichen Leben begleiten, was du dir wünschst! Endlich ein männlicher Mann werden – nach deiner eigenen Definition!
Wahre Männlichkeit ist viel mehr als das Nacheifern irgendwelcher „modernen” Männerbilder. Wenn du versuchst, in irgendeine Geschlechterrolle zu passen, hast du bereits verloren. Denn damit nimmst du dir genau die Handlungsflexibilität, die ich hier für gelebte Maskulinität beschrieben habe. Du solltest dir auf jeden Fall dein eigenes Bild davon machen, was es für dich heißt, Männlichkeit zu leben und ein echter Mann zu sein – frei von sämtlichen Etiketten und Schubladen!
Mit den hier beschriebenen Tipps gelingt es dir, männlicher zu sein, ohne Macho Stereotyp. Echte Männlichkeit ist wie oben beschrieben die Integration vieler, auch gegensätzlicher Eigenschaften.
Wenn du das verstanden hast, spielt es auch keine Rolle mehr, ob du als Mann in Elternzeit gehst, dir einen Bart stehen lässt oder im Haushalt hilfst. Denn daran solltest du deine Männlichkeit nicht festmachen!
Solange du flexibel bist in deinem Handeln, bist du auf der sicheren Seite. Und ein wahrer Mann – nach deiner eigenen Definition!
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