Was sind psychologische Abwehrmechanismen?
Psychologische Abwehrmechanismen sind unbewusste Strategien, die unser Geist einsetzt, um unangenehme Gefühle, Ängste oder Konflikte zu bewältigen und das emotionale Gleichgewicht zu schützen.
Jeder Mensch nutzt solche Mechanismen – oft ohne es zu merken. Hier stelle ich dir die 15 wichtigsten Abwehrmechanismen vor und zeige dir, wie du sie in Alltag und Arbeitsleben erkennen kannst.
Welche psychologische Abwehrmechanismen gibt es?
1. Verdrängung
Belastende Erinnerungen oder Gefühle werden unbewusst aus dem Bewusstsein ausgeblendet.
- Beispiel: Du hast ein unangenehmes Gespräch mit deinem Chef verdrängt und wunderst dich später, warum du dich unwohl fühlst, wenn du ihn siehst.
2. Projektion
Eigene unerwünschte Gefühle werden anderen Personen zugeschrieben.
- Beispiel: Du bist unzufrieden mit deiner Leistung und unterstellst Kollegen, neidisch auf dich zu sein.
3. Rationalisierung
Verhalten oder Gefühle werden logisch begründet, um sie akzeptabler zu machen.
- Beispiel: Du rechtfertigst deine Verspätung damit, dass die Kollegen schließlich auch nicht immer pünktlich sind.
4. Verleugnung
Die Realität wird schlichtweg ignoriert.
- Beispiel: Obwohl klar ist, dass dein Projekt nicht rechtzeitig fertig wird, versicherst du allen, dass alles im Zeitplan liegt.
5. Regression
Rückkehr zu kindlichen Verhaltensweisen, um Belastungen zu vermeiden.
- Beispiel: Ein Kollege reagiert auf Kritik beleidigt und zieht sich schmollend zurück, anstatt das Gespräch konstruktiv zu führen.
6. Reaktionsbildung
Unangenehme Impulse werden ins Gegenteil verkehrt.
- Beispiel: Du behandelst eine Kollegin besonders freundlich, obwohl du eigentlich wütend auf sie bist.

7. Verschiebung
Aggressionen oder Frustrationen werden auf ein weniger bedrohliches Ziel gelenkt.
- Beispiel: Nach einem Konflikt mit dem Chef lässt du deine schlechte Laune zuhause an deinem Partner aus.
8. Sublimierung
Negative Impulse werden in sozial akzeptierte Aktivitäten umgewandelt.
- Beispiel: Du wandelst deinen Ärger über Kritik in kreative Energie um und entwirfst innovative Projektideen.
9. Intellektualisierung
Emotionen werden ausgeblendet, indem man eine Situation analytisch betrachtet.
- Beispiel: Statt über die Trauer über einen Verlust zu sprechen, analysierst du nüchtern, welche nächsten Schritte organisatorisch notwendig sind.
10. Identifikation
Der Selbstwert wird durch Identifikation mit einer bewunderten Person gestärkt.
- Beispiel: Ein Mitarbeiter übernimmt Verhaltensweisen des erfolgreichen Chefs, um sich selbstbewusster zu fühlen.
11. Kompensation
Eigene Schwächen werden durch andere Fähigkeiten ausgeglichen.
- Beispiel: Jemand, der fachlich nicht glänzt, versucht durch besondere Hilfsbereitschaft bei Kollegen zu punkten.
12. Spaltung
Menschen oder Situationen werden schwarz-weiß bewertet, Zwischentöne fehlen.
- Beispiel: Ein Mitarbeiter ist entweder „brillant“ oder „völlig inkompetent“ – eine ausgewogene Beurteilung fehlt.
13. Somatisierung
Emotionale Konflikte äußern sich in körperlichen Symptomen.
- Beispiel: Vor wichtigen Präsentationen bekommst du regelmäßig Kopfschmerzen oder Magenprobleme.
14. Isolation
Emotionen und Erinnerungen werden getrennt betrachtet.
- Beispiel: Du berichtest sachlich über eine Trennung, ohne emotionalen Ausdruck.
15. Humor
Schwierigkeiten oder Stress werden humorvoll verarbeitet.
- Beispiel: Bei Fehlern im Job machst du Witze darüber, um die Anspannung zu reduzieren und locker zu bleiben.

Tipps zum Umgang mit psychologischen Abwehrmechanismen
Psychologische Abwehrmechanismen sind normal und menschlich. Dennoch solltest du versuchen, diese Mechanismen bewusst wahrzunehmen, um besser mit dir selbst und anderen umzugehen.
Reflektiere regelmäßig dein Verhalten, besonders in Stresssituationen, und frage dich, ob du möglicherweise unbewusst Abwehrstrategien anwendest. Zur Kunst der Selbstreflexion findest du hier einen eigenen Artikel.
Sprich offen über deine Gefühle mit vertrauten Personen oder einem professionellen Coach, um versteckte Konflikte und ungesunde Muster aufzudecken und konstruktiv zu bewältigen.
Bewusstheit und Offenheit sind Schlüssel zu persönlichem Wachstum und zu einem authentischen und erfüllten Leben.
Psychologische Abwehrmechanismen erkennen und nutzen
Abwehrmechanismen helfen uns kurzfristig, emotionalen Schmerz zu reduzieren. Langfristig solltest du jedoch achtsam sein, denn sie verhindern oft persönliche Entwicklung und authentische Kommunikation.
Indem du lernst, deine und fremde Abwehrmechanismen zu erkennen, kannst du bewusster und selbstbestimmter durchs Leben gehen.