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Körpersprache deuten und andere Menschen lesen

Körpersprache deuten zu können hat viele Vorteile. Sowohl beim Lesen anderer Menschen als auch beim bewussten Einsatz deiner eigenen Körpersprache. Selbst, wenn du gar nichts sagst. Erfahre hier, wie du Menschen besser lesen kannst.

Körpersprache deuten zu können, bietet viele Vorteile – sowohl beim Lesen der Körpersprache anderer Menschen als auch beim bewussten Einsatz deiner eigenen Körpersprache.

Wie oft hast du schon gehört: „Man kann nicht nicht kommunizieren”? Dieses bekannte Axiom des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick verdeutlicht, wie wichtig unsere nonverbalen Signale sind. Selbst wenn du keine Worte benutzt, sendet dein Körper ständig Signale aus. Diese nonverbalen Signale sind ein entscheidender Bestandteil unserer Kommunikation.

Was deine Körpersprache über dich verrät und wie du die Körpersprache anderer Menschen besser deuten kannst, erfährst du hier.

Warum ist Körpersprache so wichtig?

Körpersprache deuten zu können, hat tiefe evolutionäre Wurzeln. Unsere Vorfahren mussten in gefährlichen Umfeldern schnell und korrekt erkennen, ob eine Person freundlich oder feindlich gesinnt war. Überleg doch mal kurz, wo wir Menschen unseren Wurzeln haben!

Körpersprache-deuten-Ursprung-der-Menschen

Genau hier liegt die Basis unserer Fähigkeit, Körpersprache zu lesen. Diese Fertigkeit erhöhte die Überlebenschancen unserer Ahnen und ist daher tief in uns verankert. Wir sind von Natur aus darauf programmiert, Menschen durch ihre Körpersprache zu lesen.

Das Wissen, wie du Körpersprache lesen kannst, hilft dir nicht nur beim Erkennen der wahren Absichten deines Gegenübers, sondern auch dabei, selbst authentischer zu kommunizieren.

Körpersprache deuten: Die Grundlagen der Körpersprache

Die Körpersprache umfasst viele Ausdrucksformen wie Mimik, Gestik, Körperbewegungen, Raumverhalten und sogar die Art und Weise, wie wir uns kleiden. Zahlreiche psychologische Studien bestätigen die immense Bedeutung dieser nonverbalen Signale. Doch wie kannst du diese richtig deuten?

  • Mimik: Die Gesichtsausdrücke verraten oft mehr, als Worte es je könnten.
  • Gestik und Körperbewegungen: Auch die Art und Weise, wie sich jemand bewegt, gibt Aufschluss über die innere Haltung.
  • Raumverhalten: Wie geht jemand mit Distanz um? Steht er uns zu nahe oder hält er Abstand?

Wichtig ist dabei immer der Kontext: Ein Signal allein reicht nicht aus, um eine genaue Interpretation vorzunehmen. Vielmehr solltest du immer mehrere Körpersignale im Zusammenhang betrachten.

Menschen besser lesen: Die Orientierungsreaktion

Die Orientierungsreaktion ist eine grundlegende Reaktion unseres Körpers, die zeigt, wie wir auf bestimmte Reize reagieren. Dinge, die uns interessieren oder die wir mögen, ziehen uns an, während uns unangenehme Dinge eher abstoßen. Diese Reaktion lässt sich eindeutig in der Körpersprache ablesen. Wenn jemand sich von dir abwendet oder einen Schritt zurückgeht, ist dies ein klares Zeichen, dass sich die Person unwohl fühlt oder wenig Interesse zeigt.

Tipps zum Beobachten der Orientierungsreaktion:

  • Achte auf Distanzverhalten: Wenn jemand zurückweicht oder sich abwendet, signalisiert dies Unwohlsein.
  • Füße als Hinweis: Achte darauf, wohin die Füße zeigen. Menschen neigen dazu, sich mit den Füßen dorthin zu wenden, wo ihr Interesse liegt.

Körpersprache lesen: Was dir Füße verraten

Unsere Füße sind häufig die ersten, die verraten, wohin wir uns bewegen möchten. Sie sind daher ein starker Hinweis darauf, wie sich jemand fühlt. Wenn du beobachtest, dass die Füße einer Person in eine andere Richtung zeigen, könnte dies ein Signal für Desinteresse oder den Wunsch nach Verlassen der Situation sein.

Beispiel:

  • Füße, die wegdrehen, deuten oft darauf hin, dass jemand den Raum verlassen möchte.
  • Wenn die Füße in deine Richtung zeigen, ist dies ein positives Signal der Zuwendung.

Körpersignale deuten: Das Territorialverhalten

Territorialverhalten beschreibt, wie jemand seinen Raum beansprucht – sei es durch das Ausbreiten von Gegenständen oder das Einnehmen eines bestimmten Platzes. Dies hat oft mit Dominanz und sozialer Rangordnung zu tun. Personen, die viel Raum einnehmen, wirken selbstbewusster und dominanter.

Typische Dominanzgesten:

  • Ausbreiten von persönlichen Gegenständen (z. B. Aktentaschen oder Jacken)
  • Selbstbewusstes Einnehmen von mehr Raum, etwa in Besprechungen oder öffentlichen Verkehrsmitteln

Menschliches Verhalten deuten: Territorialverhalten

Und diese Anspruchshaltung gilt nicht nur in der Raumdimension, sondern auch in der Zeitdimension. Für gewöhnlich haben von sich selbst überzeugte Menschen mehr Redeanteil. Beispielsweise mehr Wortbeiträge in Besprechungen.

Auch gestehen sich selbstsichere Menschen sich selbst mehr zu. Beispielsweise den Blick schweifen zu lassen „als gehöre einem der Raum”. Oder hinzuschauen, wohin sie möchten. Ein fester Augenkontakt gehört daher ebenfalls zum Territorialverhalten („Ich schaue hin, wohin ich will!”).

Schüchterne oder ängstliche Personen werden den Kopf tendenziell eher senken und wegschauen. D. h. sie vermeiden Blickkontakt eher. Dies ist eine Orientierungsreaktion („Ich schaue weg, es irritiert mich.”) in Kombination mit dem Gegenteil einer Anspruchshaltung („Es steht mir nicht zu.”).

Das Gegenteil eines selbstbewussten Territorialverhaltens ist das „sich klein machen”. Selbstbewusste Menschen werden tendenziell breitbeinig dastehen, sich locker über Gegenstände lehnen oder sich lässig anlehnen sowie ihre Brust breit machen.

Dahingegen werden schüchterne und unsichere Personen eher versuchen, möglichst wenig Raum für sich zu beanspruchen. Und bloß nicht in das „Revier” anderer einzudringen.

Schau dich mal in der Straßenbahn um, wie zusammengekauert manche Menschen dasitzen! Aber auch hier ist natürlich ein Signal allein nicht ausreichend für eine Interpretation wie „Der ist nicht selbstbewusst”. Beachte den oben besprochenen Kontext! Vielleicht ist dieser Person auch einfach nur kalt. Möglicherweise ist sie wegen irgendetwas deprimiert („Schultern hängen lassen”). Oder einfach nur müde.

Die Botschaft beim Beanspruchen von Raum und Zeit ist immer „Ich bin wichtig und mir steht das zu.” Dies wird typischerweise als selbstsicher und dominant wahrgenommen. Manchmal aber auch als arrogant („Schau Mal, wie der sich aufspielt. Was glaubt der, wer er ist?").

Um selbst als selbstsicherer wahrgenommen zu werden, solltest du daher versuchen, selbst ein wenig mehr Raum zu beanspruchen. Aber übertreib es nicht! Aufgesetztes Macho-Gehabe wirkt affig.

Körpersignale deuten: Die Individualdistanz

Die Individualdistanz beschreibt, wie nahe Menschen anderen kommen dürfen. Diese Distanz variiert je nach Beziehung und Kultur. In der Nähe von vertrauten Personen nehmen wir eine kleinere Distanz ein, während wir zu Fremden eher Abstand halten.

Menschliches Verhalten deuten: Individualdistanz persönliche Distanz

Generell unterscheidet man vier Distanzzonen:

  • Nachstehende Bezugspersonen lassen wir eher näher an uns heran (Intimdistanz).
  • Normale Konversationen führen wir ungefähr auf Armlänge Abstand (Persönliche Distanz).
  • Zu fremden Personen halten wir eher größeren Abstand (soziale Distanz).
  • Und alles darüber hinaus bezeichnet man als öffentliche Distanz.

Wenn du z. B. dein Badetuch an einem nicht zu vollen Stand ausbreitest, wirst du (meist unbewusst) darauf achten, nicht zu nahe an deinem Nachbarn zu liegen. Dies ist ein Beispiel für Einhaltung der öffentlichen Distanz.

Durch „social distancing” wie bei der Corona-Pandemie ist die soziale Distanz sogar noch gewachsen und zu fremden, als auch bekannten, aber nicht-vertrauen Personen wird mindestens 1,5 m Abstand gehalten. Menschen näher an sich heranzulassen, gilt mittlerweile eher als sehr intim und kann sogar als Vertrauensbeweis gedeutet werden.

Jedoch sind diese Zonen zwischen Menschen und Kulturen unterschiedlich. Manche fühlen sich schneller „auf die Pelle gerückt“ als andere. Dringen Menschen ungewollt in „unseren Raum“ ein, so erzeugt dies Stress.

Die Individualdistanz ist daher ein gutes Anzeichen dafür, wie nahe sich Personen stehen. Denn nur Personen, die wir mögen, würden wir nahe an uns heranlassen.

An der Individualdistanz kann man bspw. gut erkennen, ob sich Paare auseinandergelebt haben. Denn diese distanzieren sich zunehmend körperlich voneinander, wenn es anfängt zu kriseln. Und wenden sich höchsten noch mit dem Kopf zu, nicht mehr mit dem Körper (vermeidende Orientierungsreaktion).

Körpersprache-deuten-individualdistanz

Universelle Tells und Mikroausdrücke beim Menschen lesen

Als universelle Tells versteht man genau die Verhaltensweisen und Ausdrucksformen der Menschen, die bei allen Menschen mehr oder weniger gleich ausfallen. Paul Ekman konnte zeigen, dass es sieben universelle Emotionen und damit verbundene Gesichtsausdrücke gibt:

1. Freude

2. Überraschung

3. Ärger

4. Ekel

5. Furcht

6. Trauer

7. Verachtung

Und er wies ebenfalls nach, dass diese überall auf der Welt gleich sind. Dies bedeutet, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen in der Lage sind, diese universellen Gesichtsausdrücke zu deuten.

Unsere Gesichter können Emotionen zwar sehr authentisch wiedergeben, wir sind jedoch ebenfalls geschickt darin, genau diese zu verbergen. Weil wir unsere Mimik bis zu einem gewissen Grad bewusst steuern können. Daher empfiehlt es sich, generell auf den ganzen Körper zu achten, wenn du versuchst, deinen Gegenüber zu lesen. Wie bei dem Beispiel mit den Füßen bei der Orientierungsreaktion ist den meisten Menschen dieses Signal gar nicht bewusst. Sodass sie meistens auch nicht bewusst versuchen, dieses zu verfälschen.

In dem Abschnitt zu Mikroausdrücken werde ich nochmals detaillierter auf die Gestik eingehen.

Idiosynkratische Tells

Die idiosynkratischen Tells sind jene, die bei jedem Menschen eigentümlich sind.

Jeder Mensch ist in seiner Ausdrucksform einzigartig. Von daher empfiehlt es sich, erst einmal das Normalverhalten einer Person zu kennen, bevor du in die Interpretation gehst!

Beispielsweise denken viele Leute, dass verschränkte Arme ein Zeichen für Verschlossenheit sind. Jedoch gibt es viele Menschen, die ständig so dastehen oder -sitzen. Weil es für sie einfach bequem ist.

Beim Deuten von Körpersprache bedeutet dies für dich, immer zuerst zu versuchen, Normalverhalten zu ermitteln. Du solltest daher in Erfahrung bringen, wie der Menschen sich gewöhnlich bzw. in alltäglichen Situationen verhält. Damit ist gemeint, wie dieser für gewöhnlich aussieht, guckt, die Hände ablegt, bestimmte Gestik einsetzt etc.

Erst dann wird die Unterscheidung zwischen einem normalen und angespannten (Unbehagen) bzw. besonders fröhlichen Verhalten (Freude/Behagen) möglich.

Du solltest also auf Verhaltensänderungen achten. D.h. auf Anzeichen, dass jemand Informationen verarbeitet oder auf Ereignisse emotional reagiert.

Es gilt, dass jede Abweichung vom Normal- bzw. ursprünglichen Verhalten eines Menschen grundsätzlich ein Indiz dafür ist, dass etwas im Argen liegt. Was du dann genauer unter die Lupe nehmen solltest.

Vor allem, wenn Menschen nicht bewusst auf ihre Körpersprache achten, ist diese im Normalfall authentischer als die gesprochene Sprache. Denn die Sprache setzt ein Sprecher meistens bewusster ein, um bestimmte Ziele zu erreichen.

Verhalten deuten durch Beachtung von Mikroausdrücken

Mikroausdrücke sind sehr kurze Ausdrucksformen von Emotionen. Manchmal sind diese nur für einen Bruchteil einer Sekunde zu sehen.Je reflexartiger und kurzlebiger eine Reaktion ist, desto authentischer ist diese in der Regel. Auch ist die erste Reaktion immer die ehrlichere, bevor der Verstand einsetzt und gegenlenkt.

Daher solltest du generell aufmerksam und empfänglich für die zahlreichen Signale anderer Menschen sein. Ganz gleich, wie kurzlebig diese sein mögen. Gezielte Beobachtung führt zu besserem Verständnis!

Um ein genaueres Bild von Mikroausdrücken zu bekommen, empfehle ich dir folgenden Mikroeausdruck-Onlinetest. Hier siehst du auch Beispiele zu den oben angesprochen sieben Grundemotionen.

Der Einfluss von Körpersprache auf deinen Geist

Das Deuten der Körpersprache und der bewusste eigene Umgang damit wird dir nicht nur dabei helfen, andere Menschen besser lesen und verstehen zu können. Es hat auch einen weitreichenden Einfluss auf deine Psyche und dein Wohlbefinden.

Dir ist sicherlich klar, dass Menschen weinen, wenn sie traurig sind. Oder lachen, wenn sie glücklich oder belustigt sind. Unsere Verfassung hat offensichtlich Einfluss auf unsere Körpersprache.

Dass aber auch die Rückrichtung gilt, ist den wenigsten Menschen klar!

Sitzt du beispielsweise mit heruntergezogenen Schultern herum, so drückt das deine Stimmung herunter. Oder wenn du dich körperlich klein machst, hat das Auswirkung auf deinen Selbstwert.

Dies ist ein weiterer Grund, bewusst auf deine Körpersprache zu achten! Denn mit dieser kannst du deine Stimmung beeinflussen und glücklicher werden. Im Folgenden Blogbeitrag „Was mach glücklich?“ findest du weitere Tipps für mehr Lebenszufriedenheit.

Durch bewusste Körpersprache die eigene Stimmung beeinflussen

Fazit zum Deuten von Körpersprache

Die Fähigkeit, Körpersprache zu deuten, ist eine wertvolle Fertigkeit, die dir hilft, Menschen besser zu verstehen. Doch es ist wichtig, nie nur ein Signal isoliert zu betrachten. Achte immer auf den gesamten Körper und den Kontext.

Der wichtigste Indikator ist die Unterscheidung zwischen Behagen (sich wohlfühlen, bspw. Zufriedenheit, Freude, Entspannung) und Unbehagen (sich unwohl fühlen, bspw. Unmut, Unzufriedenheit, Stress, Nervosität, Anspannung etc.). Die Orientierungsreaktion, das Territorial- und Distanzverhalten geben dir Aufschlüsse hierzu.

Das Gesicht sendet zwar viele Signale, jedoch ist es auch der Bereich, der meist willentlich kontrolliert wird. Achte also stets auf den ganzen Körper!

Grundsätzlich solltest du bei gemischten nonverbalen Signalen, also wenn jemand zweideutige Signale aussendet, immer davon ausgehen, dass die Negativen die authentischen sind. Beispielsweise, wenn jemand sagt „Schön dich zu sehen“ und gleichzeitig den Kiefer anspannt. Vermutlich ist die verbale Aussage nicht so gemeint.

Auch gibt es keinen „Pinocchio-Effekt“, der einem sagt, wann jemand lügt. Es können lediglich Indizien betrachtet werden. Aber lediglich als Anhaltspunkte, nicht als Beweise.

Körpersprache sinnvoll deuten kannst du nur, wenn du

  • einerseits mehrere Indikatoren,
  • und den Kontext zur Beurteilung heranziehst
  • und auch weißt, wie sich die Person normalerweise verhält.

Die Kenntnis des Normalverhaltens ist also für da Lesen der Körpersprache essenziell.

Übung macht den Meister – Auch beim Deuten von Körpersprache!

Natürlich ist Praxiserfahrung beim Körpersprache deuten das A und O. Versuche möglichst diskret viele andere Menschen zu beobachten. Und darüber nachzudenken, was ihre Körpersprache wohl bedeutet! So lernst du, Zusammenhänge zwischen dem Innenleben und bestimmten nonverbalen Ausdrucksformen zu verstehen.

Aber auch ein theoretisches Fundament kann nicht schaden. Jedoch nur als Ergänzung zur Praxiserfahrung, falls dich das Thema vertieft interessiert. Du kannst dir beispielsweise einen Amazon Audible Account zulegen und Hörbücher zum Thema Körpersprache herunterladen. Und diese dann beim Warten, Autofahren, längeren Strecken etc. anhören. Vor allem, wenn du unterwegs bist, kannst du direkt bei anderen Menschen darauf achten, wenn du gerade etwas Neues gelernt hast ;)

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